Timothy Leary

Timothy Francis Leary (* 22. Oktober 1920 in Springfield, Massachusetts; † 31. Mai 1996 in Beverly Hills) war ein US-amerikanischer Psychologe, Autor und „Guru“ der Hippie-Bewegung. Leary wurde in den 1960er und 1970er Jahren dafür bekannt, dass er den freien und allgemeinen Zugang zu „psychedelischen“ (bewusstseinsverändernden) Drogen wie LSD, Mescalin oder Psilocybin propagierte.

Leary nahm anschließend ein Psychologiestudium an der University of Alabama auf, das er 1943 als Bachelor of Arts abschloss. 1946 erwarb er an der Washington State University einen Abschluss als Master of Science in Psychologie, und 1950 einen Abschluss als Doctor of Philosophy in Psychologie an der University of California in Berkeley. Abschließend war Leary dort von 1950 bis 1955 Assistenzprofessor. 1955 bis 1958 leitete Leary die psychiatrische Forschung an einem Institut der Kaiser Family Foundation, danach ging er als Dozent für Psychologie nach Harvard, wo er von 1959 bis zu einer Entlassung 1963 tätig war. In diese Zeit fallen seine ersten Experimente mit psychedelischen Drogen wie LSD, Mescalin oder Psilocybin.

1965 wurde bei einer Grenzüberquerung von Mexiko in die USA bei Timothy Learys Tochter Susan Marihuana gefunden, für das Timothy Leary die Verantwortung übernahm. Susan Leary wurde zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, der Vater (aufgrund des Marihuana-Tax-Acts wegen Steuerhinterziehung und illegaler Einfuhr) zu 33 Jahren Gefängnis. Dieses Urteil wurde zwar 1969 vom Obersten Gerichtshof aufgehoben und der Marihuana-Tax-Act für verfassungswidrig erklärt. Jedoch wurde Timothy Leary im Juni 1970 wegen eines weiteren Marihuana-Delikts – in seinem Auto wurden bei einer Durchsuchung zwei Joints gefunden – zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Mit Hilfe der Weathermen gelang ihm im September 1970 die Flucht aus dem Gefängnis in Kalifornien. Seine Flucht führte ihn anschließend nach Algerien, wo er bei Exilanten der Bewegung der Black Panthers Unterschlupf fand. Nach Konflikten mit der Panther-Führung floh er weiter in die Schweiz, wo er u. a. von Sergius Golowin unterstützt wurde. Die Schweiz gewährte ihm zwar kein politisches Asyl, lehnte aber trotzdem am 29. Dezember 1971 einen Auslieferungsantrag der US-amerikanischen Regierung ab und entließ ihn aus einer einmonatigen Haft. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien floh Leary weiter nach Afghanistan. 1973 wurde er in Kabul von den afghanischen Behörden festgesetzt und an die USA ausgeliefert, wo er bis 1976 inhaftiert blieb.

„Neu-Programmierung“

Leary trat in den 1960er und 1970er Jahren für den freien und allgemeinen Zugang zu „psychedelischen“ Drogen ein. In diesem Zusammenhang erfand er den Slogan „Turn on, Tune in, Drop out!“

Damit hatte er einen anderen Ansatz als Aldous Huxley, der schon 1953 mit Meskalin experimentiert und seine Erfahrungen in dem einflussreichen Text Die Pforten der Wahrnehmung veröffentlicht hatte. Huxley befürwortete den experimentellen Einsatz von Meskalin ausschließlich für einen kleinen Kreis Intellektueller, Künstler und religiöser Menschen, nicht für die Allgemeinheit. Eine ausschließlich therapeutische Anwendung von LSD, in geschütztem Umfeld und mit medizinischer Begleitung, schuf Stanislav Grof als Psycholytische Psychotherapie.

Timothy Leary sah psychedelische Drogen als Mittel zur „Neu-Programmierung“ des Gehirns, d. h. (in seiner Terminologie) der Aufhebung vorhandener Prägungen und der gleichzeitigen Öffnung für neue Prägungen. Leary betonte den Einfluss von „Set“ (innere Einstellung des Konsumenten zum Zeitpunkt des Rausches), „Setting“ (Umgebung und Umfeld bei der Sitzung) und Dosis auf den Wirkungsverlauf halluzinogener Drogen. Nach Leary kann durch günstiges Set und Setting das Entstehen von Psychosen durch Psychedelika verhindert werden. Leary hat also niemals einen unkontrollierten Drogenkonsum gutgeheißen (auch wenn er so missverstanden wurde), welcher schnell fatale Folgen zeigen kann. Vielmehr verlangte er einen verantwortungsvollen Umgang mit Drogen und befürwortete Experimente unter professioneller Führung. Ferner gab er angehenden Psychonauten folgenden Rat:

„LSD ist nicht für jedes Gehirn etwas – nur die Gesunden, Glücklichen, Schönen, Hoffnungsvollen, Humorvollen und Agilen sollten nach einer solchen Erfahrung suchen. Dieser Elitismus ist gänzlich selbstbestimmt. Wenn du nicht selbstbewusst, selbstgesteuert, selbstbestimmt bist, lass es bitte.“

Leary formulierte in diesem Zusammenhang die Zwei Gebote für das Molekulare Zeitalter:

„Du sollst das Bewusstsein deines Nächsten nicht verändern.“
„Du sollst deinen Nächsten nicht daran hindern, sein oder ihr Bewusstsein zu verändern.“

Diese Sätze sind nicht nur in Bezug auf den Gebrauch von Drogen zu verstehen: sie beziehen sich auch auf die Manipulation durch Massenmedien, Politiker und Gruppenzwang.

Leary war außerdem Mitentwickler der Zeitkammer, eines Vorläufers des Isolationstanks (Samadhi-Tanks).
SMI²LE

SMI²LE ist ein Prinzip, in dem Leary die kommende Entwicklung des Menschen sah. Er hat es unter anderem in seinen Büchern Exo-Psychologie und Neuropolitik beschrieben. Eventuell hat Timothy Leary es zusammen mit Robert Anton Wilson, mit dem er befreundet war, der SMI²LE in vielen seiner Werke (darunter Cosmic Trigger) ausgiebig besprach und mit dem er Neuropolitik veröffentlichte, entwickelt.

SMI²LE besteht aus drei Teilen:

Space Migration (SM) – Die Auswanderung ins All ist für ihn ein logischer weiterer Schritt in der Entwicklung des Menschen. Einerseits, um das Problem der Überbevölkerung (auch als Folge der Life Extension – siehe unten) zu lösen, andererseits als nächste Stufe in der Evolution des Menschen beziehungsweise des menschlichen Bewusstseins. Diese Stufe besteht in der Befreiung von der Erdenschwere, der Gravitation. Für Leary und seine Geistesgenossen leben wir am Boden eines „100 Kilometer tiefen Gravitationsschachtes“. Er war davon überzeugt, dass das menschliche Gehirn und Bewusstsein in der Schwerelosigkeit eine deutliche Entwicklungsbeschleunigung erfahren würde.
Intelligence Increase (I²) – Die Intelligenzvermehrung oder Intelligenzpotenzierung, auch Bewusstseinserweiterung. Diese ist vielfältig zu verstehen. Einerseits hat es eine deutliche hedonistische Komponente: Das Nervensystem soll in die Lage versetzt werden, immer ekstatischere Zustände zu erfahren. Für ihn stand ein Großteil der Menschen seiner Zeit am Übergang zum fünften, dem ersten extraterrestrischen, dem hedonistischen Schaltkreis (siehe weiter unten). Weiterhin geht es darum, immer mehr Kontrolle über die „Maschine“ Mensch und seine „Programme“ (Prägungen) zu bekommen. Man kann dies mit einer immer weiter wachsenden Selbstverantwortung für den eigenen Realitätstunnel gleichsetzen. Mittel zur Bewusstseinserweiterung können psychedelische Drogen, Grenzerfahrungen, Schocks, Meditation u.v.m. sein.
Life Extension (LE) – Die Lebensverlängerung bis hin zur Unsterblichkeit. Hier glaubte Leary an die baldige Überwindung des „Irrtumes Tod“ durch technologischen (z. B. Kryonik, Biotechnologie usw.) und bewusstseinsmäßigen Fortschritt.

Neuronaler Schaltkreis nach Leary

Leary entwickelte eine „Entwicklungstheorie der acht Bewusstseinsstufen“‘, die das Bewusstsein in Stufen gliedert, die es während der (individuellen und stammesgeschichtlichen) Evolution durchlaufen haben soll:

Unter einem Neuronalen Schaltkreis versteht Timothy Leary ein „Basisprogramm“ der menschlichen Psyche, das bestimmte Aspekte des Verhaltens steuert. Die Bezeichnung rührt von seiner Annahme her, dass diese Verhaltensmuster und Wahrnehmungsarten in bestimmten Regionen des Gehirns beheimatet seien und somit letztlich auf Neuronalen Erregungskreisen basieren.

Timothy Leary glaubte, dass der menschliche Geist am besten durch acht neuronale Erregungsschaltkreise dargestellt werden kann. Jede Etappe, jeder Schaltkreis repräsentiert eine höhere Stufe der Entwicklung als der vorhergehende. Vom ersten, dem am niedrigsten entwickelten, bis zum vierten Schaltkreis sind alle im linken Hirnlappen des Endhirns verankert. Diese vier Bewusstseinsebenen – hier „Schaltkreise“ genannt – sind mit dem Überleben von Organismen auf der Erde stark verknüpft. Die Schaltkreise fünf bis acht, von Leary im rechten Hirnlappen vermutet, sind für die zukünftige Entwicklung des Menschen vorgesehen und bei der Mehrheit der Menschheit selbst heutzutage noch nicht richtig ausgeprägt. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass diese sich zum größten Teil in einer Art „Winterschlaf“ befindet.

Nach Leary hat der Mensch mindestens acht prägende Schaltkreise, von denen normalerweise nur die ersten vier benutzt werden:

Der Bio-Überlebens-Schaltkreis (Bio-survival Circuit) ist für die grundlegenden lebenserhaltenden Maßnahmen zuständig. Er entscheidet, ob Objekte entweder als gefährlich oder als sicher eingestuft werden. Der Schaltkreis ist schon im Gehirn der einfachsten wirbellosen Tiere verankert. Es ist der erste, der im Gehirn des Säuglings aktiv wird – kurz nach der Geburt. Leary verbindet diesen Schaltkreis mit Opiaten.
Der gefühlsbezogene, territoriale Schaltkreis (Emotional Circuit) kümmert sich vorwiegend um die gröbsten Emotionen und unterscheidet nach unterwürfigem oder beherrschendem Verhalten. Er trat in der Evolution als erstes in Wirbeltieren (Vertebrata) auf. Im Menschen wird der Schaltkreis aktiv, sobald das Kind gehen lernt. Leary verbindet diesen Schaltkreis mit Ethanol.
Der semantische Schaltkreis (Dexterity-Symbolism Circuit) ist mit logischem und symbolischem Denken verbunden. Er geht zurück bis zu dem Zeitpunkt als die ersten Hominiden begannen sich vom Rest der Primaten zu unterscheiden, als sie anfingen Werkzeuge zu benutzen und auf zwei Beinen zu gehen. Leary stellt diesen Schaltkreis mit der Wirkung von Koffein, Kokain und anderen Stimulanzien gleich.
Der sozio-sexuelle Schaltkreis (Social-Sexual Circuit) übernimmt das Betreiben von sozialen Netzwerken und das Übermitteln von Kultur über die Zeiten. Das Entstehen erster sozialer Strukturen in der Gesellschaft ging mit diesem Schaltkreis einher. Leary verband niemals eine Droge damit. Spätere Autoren haben ihn jedoch mit Ecstasy gleichgesetzt.
Der neurosomatische Schaltkreis (Neurosomatic Circuit) ist der erste, der in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt ist. Bei den meisten Menschen sind er und alle weiteren jedoch inaktiv. Er erlaubt es einem, Dinge im multidimensionalen Raum zu erfahren – anstatt der Fähigkeit der meisten Menschen, nur 4-dimensionale Dinge der Raumzeit wahrzunehmen. Er soll uns bei zukünftigen Unternehmungen, bei der Erforschung des Weltraums unterstützen. Er tauchte vor ca. 4000 Jahren in den ersten begüterten Gesellschaftsformen auf, in denen die „irdischen Überlebensprobleme“ keine so große Rolle mehr spielten. Eine starke Ausprägung erreichte er mit der Entwicklung der Freizeitgesellschaft im zwanzigsten Jahrhundert. Er ist mit Hedonismus und Erotik in Zusammenhang zu bringen. Leary verbindet den Schaltkreis mit Marihuana, Tantra, Hatha Yoga und anderen okkulten Techniken oder einfach mit der Erfahrung des freien Falles zur richtigen Zeit.
Der metaprogrammierende oder bewusstseinsabstrahierende Schaltkreis (Neuroelectric Circuit) steht in Verbindung mit dem Bewusstwerden des Geistes, so dass er unabhängig von den Mustern und Prägungen der vorhergehenden Schaltkreise agiert. Nach Learys Einschätzung wird dieser Schaltkreis den Weg für die telepathische Kommunikation frei machen. Für diejenigen, bei denen die fünf vorhergehenden Schaltkreise aktiv sind, die aber nur mit der linken Gehirnhälfte arbeiten, ist es unmöglich, diesen Schaltkreis zu erreichen. Die Entwicklung dieses Schaltkreises geht mit der um 500 n. Chr. entstandenen Seidenstraße einher. Laut Leary charakterisieren Peyote und Psilocybin diesen Schaltkreis.
Der neurogenetische Schaltkreis (Neurogenetic Circuit) erlaubt Zugriff auf die genetischen Speicherfunktionen der DNA. Er ist verbunden mit den Erinnerungen der vergangenen Leben, dem Buch des Lebens und dem kollektiven Unbewussten wie es C.G. Jung beschrieben hat. Außerdem eröffnet er wesentliche Züge von Unsterblichkeit im Menschen. Wahrscheinlich ist er unter hinduistischen und sufistischen Sekten am Ende des ersten Jahrtausends nach Christus entstanden. Der Schaltkreis wird durch LSD und Raja Yoga angeregt.
Der neuroatomare Schaltkreis (Neuro-atomic Circuit) eröffnet Zugang zum intergalaktischen, universalen Bewusstsein, welches dem Leben im Universum vorangeht. Er lässt Menschen außerhalb der Raumzeit und dem Zwang von Relativität operieren. Der Schaltkreis steht mit Ketamin in Zusammenhang.

Die Idee solcher Schaltkreise wurde von Robert Anton Wilson aufgegriffen, der sich in Quantum Psychology und Prometheus Rising auf dieses Konzept bezog.

Eine Korrelation der Stufen der Schaltkreise mit den Bewusstseinsstufen des Menschen kann festgestellt werden.

(Seite „Timothy Leary“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. Mai 2014, 08:37 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Timothy_Leary&oldid=130571826 (Abgerufen: 2. Januar 2015, 11:14 UTC))

Timothy Francis Leary (* 22. Oktober 1920 in Springfield, Massachusetts; † 31. Mai 1996 in Beverly Hills) war ein US-amerikanischer Psychologe, Autor und „Guru“ der Hippie-Bewegung. Leary wurde in den 1960er und 1970er Jahren dafür bekannt, dass er den freien und allgemeinen Zugang zu „psychedelischen“ (bewusstseinsverändernden) Drogen wie LSD, Mescalin oder Psilocybin propagierte.

Leary nahm anschließend ein Psychologiestudium an der University of Alabama auf, das er 1943 als Bachelor of Arts abschloss. 1946 erwarb er an der Washington State University einen Abschluss als Master of Science in Psychologie, und 1950 einen Abschluss als Doctor of Philosophy in Psychologie an der University of California in Berkeley. Abschließend war Leary dort von 1950 bis 1955 Assistenzprofessor. 1955 bis 1958 leitete Leary die psychiatrische Forschung an einem Institut der Kaiser Family Foundation, danach ging er als Dozent für Psychologie nach Harvard, wo er von 1959 bis zu einer Entlassung 1963 tätig war. In diese Zeit fallen seine ersten Experimente mit psychedelischen Drogen wie LSD, Mescalin oder Psilocybin.

1965 wurde bei einer Grenzüberquerung von Mexiko in die USA bei Timothy Learys Tochter Susan Marihuana gefunden, für das Timothy Leary die Verantwortung übernahm. Susan Leary wurde zu fünf Jahren Haft auf Bewährung verurteilt, der Vater (aufgrund des Marihuana-Tax-Acts wegen Steuerhinterziehung und illegaler Einfuhr) zu 33 Jahren Gefängnis. Dieses Urteil wurde zwar 1969 vom Obersten Gerichtshof aufgehoben und der Marihuana-Tax-Act für verfassungswidrig erklärt. Jedoch wurde Timothy Leary im Juni 1970 wegen eines weiteren Marihuana-Delikts – in seinem Auto wurden bei einer Durchsuchung zwei Joints gefunden – zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.

Mit Hilfe der Weathermen gelang ihm im September 1970 die Flucht aus dem Gefängnis in Kalifornien. Seine Flucht führte ihn anschließend nach Algerien, wo er bei Exilanten der Bewegung der Black Panthers Unterschlupf fand. Nach Konflikten mit der Panther-Führung floh er weiter in die Schweiz, wo er u. a. von Sergius Golowin unterstützt wurde. Die Schweiz gewährte ihm zwar kein politisches Asyl, lehnte aber trotzdem am 29. Dezember 1971 einen Auslieferungsantrag der US-amerikanischen Regierung ab und entließ ihn aus einer einmonatigen Haft. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien floh Leary weiter nach Afghanistan. 1973 wurde er in Kabul von den afghanischen Behörden festgesetzt und an die USA ausgeliefert, wo er bis 1976 inhaftiert blieb.

„Neu-Programmierung“

Leary trat in den 1960er und 1970er Jahren für den freien und allgemeinen Zugang zu „psychedelischen“ Drogen ein. In diesem Zusammenhang erfand er den Slogan „Turn on, Tune in, Drop out!“

Damit hatte er einen anderen Ansatz als Aldous Huxley, der schon 1953 mit Meskalin experimentiert und seine Erfahrungen in dem einflussreichen Text Die Pforten der Wahrnehmung veröffentlicht hatte. Huxley befürwortete den experimentellen Einsatz von Meskalin ausschließlich für einen kleinen Kreis Intellektueller, Künstler und religiöser Menschen, nicht für die Allgemeinheit. Eine ausschließlich therapeutische Anwendung von LSD, in geschütztem Umfeld und mit medizinischer Begleitung, schuf Stanislav Grof als Psycholytische Psychotherapie.

Timothy Leary sah psychedelische Drogen als Mittel zur „Neu-Programmierung“ des Gehirns, d. h. (in seiner Terminologie) der Aufhebung vorhandener Prägungen und der gleichzeitigen Öffnung für neue Prägungen. Leary betonte den Einfluss von „Set“ (innere Einstellung des Konsumenten zum Zeitpunkt des Rausches), „Setting“ (Umgebung und Umfeld bei der Sitzung) und Dosis auf den Wirkungsverlauf halluzinogener Drogen. Nach Leary kann durch günstiges Set und Setting das Entstehen von Psychosen durch Psychedelika verhindert werden. Leary hat also niemals einen unkontrollierten Drogenkonsum gutgeheißen (auch wenn er so missverstanden wurde), welcher schnell fatale Folgen zeigen kann. Vielmehr verlangte er einen verantwortungsvollen Umgang mit Drogen und befürwortete Experimente unter professioneller Führung. Ferner gab er angehenden Psychonauten folgenden Rat:

„LSD ist nicht für jedes Gehirn etwas – nur die Gesunden, Glücklichen, Schönen, Hoffnungsvollen, Humorvollen und Agilen sollten nach einer solchen Erfahrung suchen. Dieser Elitismus ist gänzlich selbstbestimmt. Wenn du nicht selbstbewusst, selbstgesteuert, selbstbestimmt bist, lass es bitte.“

Leary formulierte in diesem Zusammenhang die Zwei Gebote für das Molekulare Zeitalter:

„Du sollst das Bewusstsein deines Nächsten nicht verändern.“
„Du sollst deinen Nächsten nicht daran hindern, sein oder ihr Bewusstsein zu verändern.“

Diese Sätze sind nicht nur in Bezug auf den Gebrauch von Drogen zu verstehen: sie beziehen sich auch auf die Manipulation durch Massenmedien, Politiker und Gruppenzwang.

Leary war außerdem Mitentwickler der Zeitkammer, eines Vorläufers des Isolationstanks (Samadhi-Tanks).
SMI²LE

SMI²LE ist ein Prinzip, in dem Leary die kommende Entwicklung des Menschen sah. Er hat es unter anderem in seinen Büchern Exo-Psychologie und Neuropolitik beschrieben. Eventuell hat Timothy Leary es zusammen mit Robert Anton Wilson, mit dem er befreundet war, der SMI²LE in vielen seiner Werke (darunter Cosmic Trigger) ausgiebig besprach und mit dem er Neuropolitik veröffentlichte, entwickelt.

SMI²LE besteht aus drei Teilen:

Space Migration (SM) – Die Auswanderung ins All ist für ihn ein logischer weiterer Schritt in der Entwicklung des Menschen. Einerseits, um das Problem der Überbevölkerung (auch als Folge der Life Extension – siehe unten) zu lösen, andererseits als nächste Stufe in der Evolution des Menschen beziehungsweise des menschlichen Bewusstseins. Diese Stufe besteht in der Befreiung von der Erdenschwere, der Gravitation. Für Leary und seine Geistesgenossen leben wir am Boden eines „100 Kilometer tiefen Gravitationsschachtes“. Er war davon überzeugt, dass das menschliche Gehirn und Bewusstsein in der Schwerelosigkeit eine deutliche Entwicklungsbeschleunigung erfahren würde.
Intelligence Increase (I²) – Die Intelligenzvermehrung oder Intelligenzpotenzierung, auch Bewusstseinserweiterung. Diese ist vielfältig zu verstehen. Einerseits hat es eine deutliche hedonistische Komponente: Das Nervensystem soll in die Lage versetzt werden, immer ekstatischere Zustände zu erfahren. Für ihn stand ein Großteil der Menschen seiner Zeit am Übergang zum fünften, dem ersten extraterrestrischen, dem hedonistischen Schaltkreis (siehe weiter unten). Weiterhin geht es darum, immer mehr Kontrolle über die „Maschine“ Mensch und seine „Programme“ (Prägungen) zu bekommen. Man kann dies mit einer immer weiter wachsenden Selbstverantwortung für den eigenen Realitätstunnel gleichsetzen. Mittel zur Bewusstseinserweiterung können psychedelische Drogen, Grenzerfahrungen, Schocks, Meditation u.v.m. sein.
Life Extension (LE) – Die Lebensverlängerung bis hin zur Unsterblichkeit. Hier glaubte Leary an die baldige Überwindung des „Irrtumes Tod“ durch technologischen (z. B. Kryonik, Biotechnologie usw.) und bewusstseinsmäßigen Fortschritt.

Neuronaler Schaltkreis nach Leary

Leary entwickelte eine „Entwicklungstheorie der acht Bewusstseinsstufen“‘, die das Bewusstsein in Stufen gliedert, die es während der (individuellen und stammesgeschichtlichen) Evolution durchlaufen haben soll:

Unter einem Neuronalen Schaltkreis versteht Timothy Leary ein „Basisprogramm“ der menschlichen Psyche, das bestimmte Aspekte des Verhaltens steuert. Die Bezeichnung rührt von seiner Annahme her, dass diese Verhaltensmuster und Wahrnehmungsarten in bestimmten Regionen des Gehirns beheimatet seien und somit letztlich auf Neuronalen Erregungskreisen basieren.

Timothy Leary glaubte, dass der menschliche Geist am besten durch acht neuronale Erregungsschaltkreise dargestellt werden kann. Jede Etappe, jeder Schaltkreis repräsentiert eine höhere Stufe der Entwicklung als der vorhergehende. Vom ersten, dem am niedrigsten entwickelten, bis zum vierten Schaltkreis sind alle im linken Hirnlappen des Endhirns verankert. Diese vier Bewusstseinsebenen – hier „Schaltkreise“ genannt – sind mit dem Überleben von Organismen auf der Erde stark verknüpft. Die Schaltkreise fünf bis acht, von Leary im rechten Hirnlappen vermutet, sind für die zukünftige Entwicklung des Menschen vorgesehen und bei der Mehrheit der Menschheit selbst heutzutage noch nicht richtig ausgeprägt. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass diese sich zum größten Teil in einer Art „Winterschlaf“ befindet.

Nach Leary hat der Mensch mindestens acht prägende Schaltkreise, von denen normalerweise nur die ersten vier benutzt werden:

Der Bio-Überlebens-Schaltkreis (Bio-survival Circuit) ist für die grundlegenden lebenserhaltenden Maßnahmen zuständig. Er entscheidet, ob Objekte entweder als gefährlich oder als sicher eingestuft werden. Der Schaltkreis ist schon im Gehirn der einfachsten wirbellosen Tiere verankert. Es ist der erste, der im Gehirn des Säuglings aktiv wird – kurz nach der Geburt. Leary verbindet diesen Schaltkreis mit Opiaten.
Der gefühlsbezogene, territoriale Schaltkreis (Emotional Circuit) kümmert sich vorwiegend um die gröbsten Emotionen und unterscheidet nach unterwürfigem oder beherrschendem Verhalten. Er trat in der Evolution als erstes in Wirbeltieren (Vertebrata) auf. Im Menschen wird der Schaltkreis aktiv, sobald das Kind gehen lernt. Leary verbindet diesen Schaltkreis mit Ethanol.
Der semantische Schaltkreis (Dexterity-Symbolism Circuit) ist mit logischem und symbolischem Denken verbunden. Er geht zurück bis zu dem Zeitpunkt als die ersten Hominiden begannen sich vom Rest der Primaten zu unterscheiden, als sie anfingen Werkzeuge zu benutzen und auf zwei Beinen zu gehen. Leary stellt diesen Schaltkreis mit der Wirkung von Koffein, Kokain und anderen Stimulanzien gleich.
Der sozio-sexuelle Schaltkreis (Social-Sexual Circuit) übernimmt das Betreiben von sozialen Netzwerken und das Übermitteln von Kultur über die Zeiten. Das Entstehen erster sozialer Strukturen in der Gesellschaft ging mit diesem Schaltkreis einher. Leary verband niemals eine Droge damit. Spätere Autoren haben ihn jedoch mit Ecstasy gleichgesetzt.
Der neurosomatische Schaltkreis (Neurosomatic Circuit) ist der erste, der in der rechten Gehirnhälfte angesiedelt ist. Bei den meisten Menschen sind er und alle weiteren jedoch inaktiv. Er erlaubt es einem, Dinge im multidimensionalen Raum zu erfahren – anstatt der Fähigkeit der meisten Menschen, nur 4-dimensionale Dinge der Raumzeit wahrzunehmen. Er soll uns bei zukünftigen Unternehmungen, bei der Erforschung des Weltraums unterstützen. Er tauchte vor ca. 4000 Jahren in den ersten begüterten Gesellschaftsformen auf, in denen die „irdischen Überlebensprobleme“ keine so große Rolle mehr spielten. Eine starke Ausprägung erreichte er mit der Entwicklung der Freizeitgesellschaft im zwanzigsten Jahrhundert. Er ist mit Hedonismus und Erotik in Zusammenhang zu bringen. Leary verbindet den Schaltkreis mit Marihuana, Tantra, Hatha Yoga und anderen okkulten Techniken oder einfach mit der Erfahrung des freien Falles zur richtigen Zeit.
Der metaprogrammierende oder bewusstseinsabstrahierende Schaltkreis (Neuroelectric Circuit) steht in Verbindung mit dem Bewusstwerden des Geistes, so dass er unabhängig von den Mustern und Prägungen der vorhergehenden Schaltkreise agiert. Nach Learys Einschätzung wird dieser Schaltkreis den Weg für die telepathische Kommunikation frei machen. Für diejenigen, bei denen die fünf vorhergehenden Schaltkreise aktiv sind, die aber nur mit der linken Gehirnhälfte arbeiten, ist es unmöglich, diesen Schaltkreis zu erreichen. Die Entwicklung dieses Schaltkreises geht mit der um 500 n. Chr. entstandenen Seidenstraße einher. Laut Leary charakterisieren Peyote und Psilocybin diesen Schaltkreis.
Der neurogenetische Schaltkreis (Neurogenetic Circuit) erlaubt Zugriff auf die genetischen Speicherfunktionen der DNA. Er ist verbunden mit den Erinnerungen der vergangenen Leben, dem Buch des Lebens und dem kollektiven Unbewussten wie es C.G. Jung beschrieben hat. Außerdem eröffnet er wesentliche Züge von Unsterblichkeit im Menschen. Wahrscheinlich ist er unter hinduistischen und sufistischen Sekten am Ende des ersten Jahrtausends nach Christus entstanden. Der Schaltkreis wird durch LSD und Raja Yoga angeregt.
Der neuroatomare Schaltkreis (Neuro-atomic Circuit) eröffnet Zugang zum intergalaktischen, universalen Bewusstsein, welches dem Leben im Universum vorangeht. Er lässt Menschen außerhalb der Raumzeit und dem Zwang von Relativität operieren. Der Schaltkreis steht mit Ketamin in Zusammenhang.

Die Idee solcher Schaltkreise wurde von Robert Anton Wilson aufgegriffen, der sich in Quantum Psychology und Prometheus Rising auf dieses Konzept bezog.

Eine Korrelation der Stufen der Schaltkreise mit den Bewusstseinsstufen des Menschen kann festgestellt werden.

(Seite „Timothy Leary“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. Mai 2014, 08:37 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Timothy_Leary&oldid=130571826 (Abgerufen: 2. Januar 2015, 11:14 UTC))

Infos zum Autor:
  • Geboren: 22.10.1920