Fassungslos steht Milos vor den Trümmern seiner bürgerlichen Existenz. Seiner Lebenslügen überdrüssig wagt er einen letzten Schritt und läßt alles zurück. Als er in Indien der schönen wie geheimnisvollen Theodora begegnet, nimmt seine Reise eine ungeahnte Wendung, die ihn in die Abgründe seiner Vergangenheit und der Liebe wirft.
Warum lasse ich mich verführen? Ich übe Freiheit. Die Freiheit ist zu einem Imperativ geworden, der mich wie ein frustrierter Feldwebel über den Hof der Leichtigkeit jagt. Ich bin aber nicht frei, nicht leicht, nicht offen, ich bin vollkommen verwirrt, bin ein blutleerer Zombie geworden. Vor einigen Jahren noch war es eine wuchtige Architektur gewesen, die sich über mir aufgeschichtet hatte, mich nicht atmen ließ, und diese zu pulverisieren, war ich damals aufgebrochen, erst nach Indien, dann zurück nach Deutschland, nun nach Marokko. […] Knapp neben mir ist mein Körper. Hier dieses Ich, das den Staub seiner eigenen Trümmer aushustet, dort der Körper, der sich zu autonomisieren weiß. Es ist der Körper, der Ja zu Roxane sagt, während das Ich wie ein Behinderter einfach hinterher trottet. Der Körper ist intelligenter. Er weiß etwas, das ich nicht weiß. Es hatte, in Indien, Momente gegeben, in denen sich die Folien von Ich und Körper deckungsgleich übereinander geschoben hatten. Doch dann fiel ich in den Abgrund, und die Folien wehten auseinander. Das ist es. Der Grund, warum ich hier bin, warum ich den Laptop dabei habe. Ich hoffe durch das Aufschreiben die Trümmer der Erinnerung wegstemmen zu können, hoffe mich frei und leicht aufrichten zu können. Ich habe mich verrannt.
Matthias Thiele, geboren 1972, lebt und arbeitet als Psychologe und freier Autor in Leipzig. „Und im Abgrund wohnt die Wahrheit“ ist nach mehreren Sachbüchern sein erster Roman.
Fassungslos steht Milos vor den Trümmern seiner bürgerlichen Existenz. Seiner Lebenslügen überdrüssig wagt er einen letzten Schritt und läßt alles zurück. Als er in Indien der schönen wie geheimnisvollen Theodora begegnet, nimmt seine Reise eine ungeahnte Wendung, die ihn in die Abgründe seiner Vergangenheit und der Liebe wirft.
Warum lasse ich mich verführen? Ich übe Freiheit. Die Freiheit ist zu einem Imperativ geworden, der mich wie ein frustrierter Feldwebel über den Hof der Leichtigkeit jagt. Ich bin aber nicht frei, nicht leicht, nicht offen, ich bin vollkommen verwirrt, bin ein blutleerer Zombie geworden. Vor einigen Jahren noch war es eine wuchtige Architektur gewesen, die sich über mir aufgeschichtet hatte, mich nicht atmen ließ, und diese zu pulverisieren, war ich damals aufgebrochen, erst nach Indien, dann zurück nach Deutschland, nun nach Marokko. […] Knapp neben mir ist mein Körper. Hier dieses Ich, das den Staub seiner eigenen Trümmer aushustet, dort der Körper, der sich zu autonomisieren weiß. Es ist der Körper, der Ja zu Roxane sagt, während das Ich wie ein Behinderter einfach hinterher trottet. Der Körper ist intelligenter. Er weiß etwas, das ich nicht weiß. Es hatte, in Indien, Momente gegeben, in denen sich die Folien von Ich und Körper deckungsgleich übereinander geschoben hatten. Doch dann fiel ich in den Abgrund, und die Folien wehten auseinander. Das ist es. Der Grund, warum ich hier bin, warum ich den Laptop dabei habe. Ich hoffe durch das Aufschreiben die Trümmer der Erinnerung wegstemmen zu können, hoffe mich frei und leicht aufrichten zu können. Ich habe mich verrannt.
Matthias Thiele, geboren 1972, lebt und arbeitet als Psychologe und freier Autor in Leipzig. „Und im Abgrund wohnt die Wahrheit“ ist nach mehreren Sachbüchern sein erster Roman.